Oldtimer-Schätze: Geschichten über rostige Funde

…und es begab sich zu jener Zeit, dass die Menschen dachten, es geschehen keine Zeichen und Wunder mehr, und es gäbe keine Schätze mehr zu entdecken. So oder so ähnlich beginnen manche Märchen und Sagen, die wir schon als Kinder gerne von unseren Eltern oder Großeltern gehört haben. Jene Märchen regten unsere kindliche Phantasie an und wir hatten Kopfkino, wie man heute wohl zu sagen pflegt.

Für manchen Autoliebhaber wurde das Märchen Dornröschen später in etwas abgewandelter Form als Oldtimerfund wahr.
Dann gab es tatsächlich aber eine Zeit, gegen Ende der 1990er Jahre, in der man glaubte, die Quellen wären für immer verwaidet. Doch auch heute noch tauchen immer wieder ziemlich verrostete und zunächst für wertlos gehaltene Fahrzeuge auf, die sich für das geschulte Auge und den wissenden Liebhaber als Oldtimer-Raritäten mit hohem Wert entpuppen.

Erst 2014 wurde einer der legendären bekannten „Flügeltürer“, der Mercedes-Benz 300SL aus den 1950er Jahren, unter einem Bananenstrauch auf Kuba gefunden (zum Artikel auf Classic Driver [englisch]). Angesichts der heute gezahlten Preise von teilweise über einer Million für Top-Exemplare ein echtes Schätzchen, auch wenn nach mutmaßlich mehreren Jahrzehnten des Dornröschenschlafes (in Kuba existiert ein Importstopp für Fahrzeuge seit 1959) zunächst eine aufwendige Restaurierung ansteht.

Bulli-Preise steigen beständig

Natürlich gibt es auch heute noch Autos, die über die Jahre zwar einen gewissen Kultstatus erlangt haben, aber Zeit ihres Lebens bis heute doch eher Brot- und Butter-Autos geblieben sind. Dementsprechend sind sie auch heute noch relativ günstig zu erwerben, was ihre Fans erfreut. Etwas anders verhält sich dies beim Bulli T1. War der T1 Anfang der 1980er Jahre selbst in gutem Zustand und ohne die bei gewerblicher Nutzung üblichen Gebrauchsspuren noch für ein paar Hundert Mark zu erwerben und diente oftmals als günstiges und zuverlässiges Transportmittel für Studenten oder Großfamilien, sind diese Zeiten heute längst vorbei. Die Preise für den T1 sind in den letzten Jahren regelrecht explodiert. So verwundert es nicht, dass selbst unrettbar scheinende und verbrauchte Exemplare einer Restaurierung unterzogen werden, denn die Investition lohnt sich allemal: Exemplare des T1 mit einem Angebotspreis von 50.000 EUR sind keine Seltenheit, für restaurierte Top-Exemplare oder Fahrzeuge im gepflegten Originalzustand werden gar sechsstellige Summen aufgerufen – und bezahlt. Dabei dürfen die Fahrzeuge ruhig ein wenig Patina aufweisen, man darf also sehen, dass das Auto in Gebrauch war, gleichsam gelebt hat, denn gerade dies macht ja das Flair und den besonderen Reiz eines Oldtimers aus. Stets im oberen Bereich bewegen sich seit Jahren die Preise für besonders beliebte Ausführungen wie den 1951 vorgestellten Samba-Bus, der schon damals mit seinen anfänglich 23, dann 21 Fenstern eine Luxusausführung des Standard-T1 darstellte. Sehr populär und stark nachgefragt sind auch sämtliche Ausführungen des T1 mit Westfalia-Ausstattung, war es doch der Camping-Experte aus Rheda-Wiedenbrück, der 1951 mit seiner „Camping-Box“ für den Bulli T1 auf den Markt kam und damit eine ganze Fahrzeuggattung, nämlich die der Wohnmobile, begründete. Mittlerweise hat sich der Hype um die Oldtimerpreise zwar etwas beruhigt, doch die Kurse steigen beständig weiter, und es ist wohl nicht damit zu rechnen, dass der Bulli T1 in absehbarer Zeit wieder nennenswert billiger wird.

Der Bulli im Wald

Ein anderer Artikel auf vw-bulli.de berichtet von dem Fund eines T1 mitten im Wald nahe des bayrischen Ortes Siegsdorf. Das Fahrzeug mit Sonderaufbau wurde im Jahre 1959 einst mit 15 baugleichen Brüdern als Sonderanfertigung für die Bausparkasse Schwäbisch Hall als Beratungsfahrzeug hergestellt und sollte der eher ländlich gelegenen Kundschaft den Bau eines Eigenheimes schmackhaft machen. Dazu waren unter einem gläsernen Kuppelaufbau verschiedene Hausmodelle auf der Pritsche des Bullis montiert. In den 1970er Jahren wurden die Fahrzeuge nach und nach ausgemustert und niemand interessierte sich mehr dafür. Ein Vertreter der Bausparkasse, der gleichzeitig einen Campingplatz sein Eigen nannte, stellte das jetzt geborgene Fahrzeug auf seinem Gelände ab, doch irgendwann versagte die Handbremse, der T1 rollte in den Wald, blieb kopfüber liegen und wurde offenbar an Ort und Stelle verscharrt. Die Bergung gestaltete sich ob der knusprigen Substanz des einstigen Werbeträgers aufwendig und dauerte ganze zwei Tage. Mittlerweile wurde das seltene Fahrzeug in Nürnberg auf der „Retro Bavarian“ der Retro Classic in Stuttgart ausgestellt.

RESURRECTION – Rescue of a VW 1955 panelvan – Forest find !

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Neuwagen von 1960 mit 348 Kilometern

Dass ein Bulli-Besitzer schnell die Lust an seinem vielseitig verwendbaren Nutzfahrzeug verlieren könnte, kann man sich heute angesichts der stetig steigenden Beliebtheit des Bullis nicht mehr wirklich vorstellen. Nun, auch bei unserem nächsten Beispiel scheint es nicht ganz so gewesen zu sein. Aber wie kommt es dann, dass ein Bulli in mehr als 50 Jahren nur 348 Kilometer gefahren ist? Man vermutet, dass die Gattin des einstigen Käufers den Erwerb der 1960er Doppelkabine nicht wirklich goutierte, und der clevere Volkswagenkäufer seinen Bulli in der Garage deshalb hinter einer Wand versteckte. Dann schlug das Schicksal zu: der Käufer verstarb und der Bulli blieb weiterhin vor den wachsamen Augen der Witwe hinter der eigens installierten Sichtschutzwand versteckt. Diese erfüllte offenbar ihren Zweck mehr als gut: erst im Jahre 1988 wurde durch einen Brand, den die Doka unbeschadet überstand, das Schätzchen wiederentdeckt. Erst 1994, 34 Jahre nachdem er vom Band rollte, durfte der Handwerker-Bulli eine ausführliche Ausfahrt unternehmen – ganze sechs Kilometer legte der T1 in den Messehallen von Hannover auf eigener Achse zurück, um an seinen Standort als Ausstellungsfahrzeug auf der Nutzfahrzeug-IAA zu kommen. Lesen Sie die ganze Geschichte auf t-online.de.

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